09.11.2015

Kinderbuchrezension: Die Abenteuer des kleinen Habi von Stephan Schwarz

Ein kleines Weihnachtsrentier auf Reisen
 
Das klingt doch erstmal nach Abenteuern und einer Menge Spaß. Den hat vielleicht unser kleiner Protagonist Habi und sein froschiger Freund Freddy auf ihrer Heimreise zum Nordpol, ich als Vorleser weniger.
Die Idee der Geschichte ist schön, die Umsetzung jedoch nicht. Die Sätze sind teilweise ewig lang und verschachtelt. Durch Einschübe, in denen Begriffe oder Sachverhalte erklärt werden, wird der Lesefluss gestört. Der Spagat zwischen Fantasygeschichte und Wissensbuch ist hier nicht gelungen. Ich denke es ist gut angedacht, den Kindern während der Reise der beiden auch gleich gewisse Dinge zu erläutern, aber es ist zu viel und auch oft nicht kindgerecht.
Ich habe den Eindruck, dass der Autor sich einige Punkte überlegt hat, die er gerne vermitteln möchte, um die er dann die Abenteuergeschichte gesponnen hat, nicht anders herum.
 
Meine 7 jährige Tochter hat nicht immer alles verstanden, obwohl sie ja zur Zielgruppe gehört. Für sie war nur die Hauptgeschichte wichtig. Und die hat ihr gut gefallen.
Da sie noch nicht selbst lesen kann, habe ich es ihr, wie gesagt, vorgelesen. Aber auch wenn sie es schon könnte, für Erstleser ist dieses Buch ungeeignet. Zu viel Text, teilweise merkwürdig formuliert und Rechtschreibfehler ohne Ende...
Oft wurden z.B. nachfolgende Sätze mit dem selben Wort begonnen. Da stellen sich mir schon die Nackenhaare auf. Generell war der Schreibstil für mein Empfinden nichts Besonderes.
Die erste Auflage, die wir gelesen haben wurde auch gar nicht erst in den Handel gebracht, aufgrund der vielen Fehler. Das ist eine sehr weise Entscheidung, ich war entsetzt beim Lesen! In wie weit die in der nachfolgenden Auflage dann ausgemerzt sind, kann ich nicht beurteilen.
Was mir auch unangenehm aufgefallen ist, ist der wiederholte Konsum von Alkohol. Giftpilze runden die Drogenerfahrung ab. Wahrscheinlich bin ich da zu spießig, aber das hat in einem Kinderbuch meiner Meinung nach nichts zu suchen. Genauso wie die teils vorhandene derbe Sprache.
 
Das Cover ist zuckersüß, ganz goldig illustriert. Um so enttäuschter war ich, als ich die Bilder im Inneren erblickte. Die sind nicht vom selben Künstler, sondern vom Autor höchstpersönlich. Meiner Tochter gefallen sie. Sie findet sie schön bunt. Ihrer Meinung nach hat ein Kind die Bilder mit Wasserfarben gemalt. Die Vorstellung hat ihr gefallen, darum habe sie mal in dem Glauben gelassen.
 
Aber Kunst liegt ja im Auge des Betrachters. Seien es nun die Illustrationen oder der Text, beides war überhaupt nicht meins. Von mir hätte es demnach nur 2 Sterne gegeben.
Meine Tochter vergibt 4 von 5 Sternen. Und da es sich hier um ein gemeinsames Leseprojekt von uns beiden handelt, vergeben wir nun 3 von 5 Sternen.
 
Abschließend noch etwas zur Zielgruppe: Die ist angegeben von 5 - 12 Jahren. Diese doch sehr grobe Einordnung finde ich sehr schwierig. Vielleicht wird das so empfohlen, weil für jedes Alter etwas dabei ist. Nur da liegt auch wieder eine gewisse Schwierigkeit. Denn Inhalte die von 12 aufwärts ok sind, sind für 5 jährige noch vollkommen unverständlich. Sicher überhören Kinder dann oft einfach Abschnitte, die sie nicht verstehen oder interessieren (so war es z.B. auch bei meiner Tochter), aber das ist ja nicht Sinn der Sache und zieht die Geschichte unnötig in die Länge.
Eine konsequentere Ausrichtung des Buchs auf eine kleine Altersspanne, wie hoch oder niedrig auch immer, hätte dem Werk denke ich sehr gut getan.
 
Fazit:
Für die langatmig umgesetzte, wenn auch niedliche Geschichte, stilistisch zum Haare raufen und mit verfehlter Zielgruppe gibt es von mir keine Leseempfehlung, von meiner Tochter schon.
 

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